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Tauchen Leserreise mit Linus Geschke

In gewisser Weise ist eine zwölftägige Tauchsafari kein Urlaub, sondern ein gruppendynamisches Experiment, ähnlich wie „Das Haus der Stars“ oder das „Dschungelcamp“. Ein schwimmender Big Brother-Container, nur mit exquisitem Essen und einer Crew, die einem jeden Wunsch von den Augen abliest und bei der man ab dem ersten Moment spürt, dass sie größtenteils schon seit Jahren zusammen arbeitet.

Das Castingteam des Zufalls hat sich dann für folgende Teilnehmer entschieden: Ein Medizinerpaar, ein Lehrerpaar, ein Paar aus Berlin. Ein Mann aus Südtirol und eine Kanadierin asiatischen Ursprungs, die jetzt in Macao lebt (womit die internationale Note abgedeckt wäre). Dazu noch eine Frau, die die „MY Sheena“ aufgrund unzähliger Besuche ihr zweites Zuhause nennt und ich, der Schreiberling (wobei Chronist in diesem Fall passender wäre). Tauchgangserfahrung zwischen 150 und 2500, Erfahrung mit der gebuchten Tour: Null.

Was nicht sonderlich verwundert: Von Male aus startend ganz in den Norden der Malediven fahrend, das gab es so bisher noch nie. Regisseur Werner Lau hielt das für eine gute Idee, die Zeitschrift Tauchen machte eine Leserreise daraus, der Wettergott sorgte an vielen Tagen mit Wind und Wellen für einen erhöhten Schwierigkeitsgrad. Und mit Strömung, natürlich: Die gehört auf den Malediven bei jeder Reise zur Grundausstattung. Vor allem, wenn man es richtig macht, in die Kanäle geht, dort, wo die Haie wohnen. Jetzt gibt es in diesem Teil des Inselatolls nicht ganz so viele Kanäle wie im Süden, aber die, die auf der Liste standen, hatten es in sich – vor allem einer, der auf den wenig schönen Namen K.F.F.C. hört, kaum bekannt ist und bei dem die Silberspitzen und Grauen Riffhaie nach dem Sprung der Taucher ins Wasser schon nach oben kommen, um sich die neuen Besucher aus der Nähe anzuschauen.

Ich könnte jetzt noch mit Mantabegegnungen langweilen, mit Adlerrochen in Massen und Fischschwärmen, die den Blick auf manches Thila verstellen – geschenkt, wir reden hier über eine Tauchsafari auf den Malediven! Viel interessanter waren die Riffe, die wir unter Wasser nicht gefunden haben, die unerwarteten Erlebnisse, das Bordleben und die Vorkommnisse, aus denen nachfolgende Reisende etwas lernen können. Und dann war da ja noch die Gruppe selbst: Die soziale Komponente einer solchen Tour, die es schafft, aus vollkommen unterschiedlichen Menschen binnen weniger Tage eine Einheit zu formen, in der die Störgeräusche verblüffend leise blieben.

Mit Guides zwölf Teilnehmer, zwölf Tage, von Male hoch nach Hondaafushi: Genug zu erzählen gibt es also, aber nicht hier. Dafür in einer der kommenden Ausgaben der Zeitschrift Tauchen, mit mehr Platz. Sehnsüchte brauchen Raum, und für manche Geschichten gilt das auch.


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